DIENSTAG 05.11.2024 | 10:00 – 10:45 Uhr
Naturzerstörung – Braucht die Natur eigene Rechte?
mit Frank Adloff
Geeignet für: Mittelstufe, Oberstufe
passende Fächer: Biologie, Politik, Wirtschaft, Ethik, Religion, Philosophie, Deutsch, Naturwissenschaften, Darstellendes-Spiel, Geographie, Geschichte, Gesellschaftskunde, Projektkurse, Psychologie
Warum müssen wir die Natur schützen?
Zu Beginn der Unterrichtseinheit sollen die Schüler*innen kurz an die Notwendigkeit des Schutzes der Natur erinnert werden. Natur steht menschlichen Nutzungsinteressen zur Verfügung, sie kann ausgebeutet und zerstört werden. So nimmt aktuell auch die Vielfalt an Lebensformen auf der Erde dramatisch ab, wobei Biodiversität unerlässlich für das Gleichgewicht der Ökosysteme und das menschliche Zusammenleben ist.
Recht im Wandel:
Alle bisherigen Maßnahmen zum Schutz der Natur waren bislang nicht sehr erfolgreich. Könnte man rechtlich erzwingen, dass die Natur besser geschützt wird? Was wäre, wenn die Natur Rechte bekäme, wenn sie zum Rechtssubjekt würde? Hier sollten die Schüler*innen reflektieren, dass Gesetze und Rechte nicht statisch, sondern dynamisch sind. Beispiele wie die Anerkennung von Frauen- und Kinderrechten oder die Abschaffung von Sklaverei verdeutlichen diesen Wandel.
Es wird deutlich, dass sich Gesellschaften im Laufe der Zeit weiterentwickeln und ihre Gesetze anpassen, um den aktuellen Bedürfnissen und Werten gerecht zu werden. So wie Unternehmen oder Vereine subjektive Rechte haben, könnten auch Ökosysteme wie Moore oder Wälder Rechte bekommen und auf diese Weise ihre Rechte einklagen und verteidigen.
Dabei könnte die Natur über Stellvertreter Teil der Rechtsordnung werden: Ähnlich wie Babys oder Demenzkranke Rechte haben, obwohl sie sich nicht selbst vor Gericht vertreten können, könnte auch die Natur durch Vertreter*innen (z.B. Umweltschutzorganisationen) ihre Rechte geltend machen.
Konkretes Beispiel: Ecuador als Vorreiter
Um die theoretischen Überlegungen zu konkretisieren, soll das Beispiel Ecuador angeführt werden. Der südamerikanische Staat hat 2008 die Natur als Rechtssubjekt in seine Verfassung aufgenommen, was bedeutet, dass die Natur ein Recht auf Existenz und die Erhaltung ihrer Lebenszyklen hat.
Ein aktuelles Beispiel ist ein Gerichtsurteil von 2021, in dem der Los Cedros Regenwald seine Rechte durchgesetzt und Kupfer- und Goldabbau verhindert hat. Auch in Europa bzw. in Deutschland gibt es aktuell einige Initiativen, die die Rechte der Natur einführen wollen.
Abschließend können die Schüler*innen dazu angeregt werden, über die Bedeutung von Rechten der Natur nachzudenken und mögliche Veränderungen in ihrem eigenen Rechtssystem zu diskutieren. Was würde sich ändern, wenn die Natur zum Rechtssubjekt würde? Wie könnten sich Schüler*innen für die Rechte der Natur einsetzen? Welche Rolle könnten sie als zukünftige Entscheidungsträger*innen spielen? Diese Reflexion könnte zum Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten und Projekte werden, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und dem Schutz der Natur beschäftigen.
Die Materialien der Public Climate School basieren auf den im Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung festgelegten Kompetenzen und bieten so eine fundierte Grundlage, um nachhaltige und globale Zusammenhänge im Unterricht zu vermitteln. Folgende Kompetenzen sollen im Rahmen dieser Einheit gefördert werden:
Erkennen
Erkennen von Vielfalt
Die Schülerinnen und Schüler können die soziokulturelle und natürliche Vielfalt in der Einen Welt erkennen.
Bewerten
Perspektivenwechsel und Empathie
Die Schülerinnen und Schüler können sich eigene und fremde Wertorientierungen in ihrer Bedeutung für die Lebensgestaltung und die Entwicklungen der Rechtslage bei versklavten Menschen, Frauen, Kindern bewusst machen, würdigen und reflektieren.
Beurteilen von Entwicklungsmaßnahmen
Die Schülerinnen und Schüler können Ansätze zur Beurteilung von Entwicklungsmaßnahmen (bei uns und in anderen Teilen der Welt) unter Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen und Rahmenbedingungen erarbeiten und zu eigenständigen Bewertungen kommen.
Handeln
Solidarität und Mitverantwortung
Die Schülerinnen und Schüler können Bereiche persönlicher Mitverantwortung für Mensch und Umwelt erkennen und als Herausforderung annehmen.
Handlungsfähigkeit im globalen Wandel
Die Schülerinnen und Schüler können die gesellschaftliche Handlungsfähigkeit im globalen Wandel vor allem im persönlichen und beruflichen Bereich durch Offenheit und Innovationsbereitschaft sowie durch eine angemessene Reduktion von Komplexität sichern und die Ungewissheit offener Situationen ertragen.
Materialien
Materialien zur Vor- und Nachbereitung der Einheit sowie Handreichungen und ein Verlaufsplan für Lehrpersonen, stehen ab vsl. Anfang Oktober hier zum Download zur Verfügung.
Frank Adloff ist Professor für Soziologie an der Universität Hamburg und Co-Direktor der Kolleg-Forschungsgruppe „Zukünfte der Nachhaltigkeit”. Er forscht zu den Themen sozial-ökologische Transformation, Nachhaltigkeit, Konvivialität, Theorie der Gabe, Rechte der Natur und Zivilgesellschaft.